Wenn die Seele leidet, leidet auch der Betrieb – Ein Impulsreferat
In den letzten 2 Jahren haben die Arbeitsausfälle in Betrieben wegen psychischer Erkrankungen nach Aussagen der Krankenkassen so stark zugenommen wie nie zuvor. Seelische Leiden haben als Ursache von Fehlzeiten die Muskel/Skelett-Erkrankungen inzwischen weit überholt. Dabei stehen insbesondere Depressionen, Anpassungs- und Angststörungen im Fokus. Diese diagnostizierten Erkrankungen führen zudem zu den längsten Fehlzeiten. Neben den Krisen der letzten Jahre und dem Fachkräftemangel erleben Berufstätige als Belastungsfaktoren vor allem erhöhten Stress durch die veränderten Anforderungen der Arbeitswelt, aber auch durch vielfältige Ansprüche an sich selbst. So können Problemlösungen wie z.B. Mobiles Arbeiten oder mehr Selbstverantwortung bei Tätigkeiten auf der anderen Seite zu erhöhtem Belastungserleben führen. Diese Wechselwirkungen in den verschiedenen Arbeitsfeldern brauchen ein Verständnis und eine Sprache in Unternehmen. Über psychische Beeinträchtigungen zu sprechen ist für Betroffene nicht selbstverständlich, aber auch Vorgesetzte benötigen besondere Kompetenzen in der Wahrnehmung und der Gesprächsführung.
So werden psychische Erkrankungen immer mehr zu einer Herausforderung für Unternehmen und Führungskräfte. Das Gesundheitsmanagement eines Unternehmens kann aber auch als Qualitätskriterium und Wettbewerbsfaktor gesehen werden. Wie können Vorgesetzte ihre erkrankten MitarbeiterInnen effektiv unterstützen? Welche Möglichkeiten zur Prävention können Führungskräfte nutzen, um gesundheitsförderliche Bedingungen in Betrieben zu stärken? Diese und weitere Fragen wurden in der Veranstaltung des Bündnis gegen Depression am 18.10.2023 im Bürgerhaus Wieseck in Kooperation mit dem Integrationsfachdienst Gießen / Wetzlar (IFD) beleuchtet. Christiane Knipp vom IFD referierte über einen sicheren Umgang mit psychischen Erkrankungen in der Arbeitswelt und informierte über Unterstützungsangebote des IFD für Betroffene und Betriebe. Im Anschluss bestand die Möglichkeit, mit der Referentin sowie mit Dr. Johannes Krautheim, Oberarzt der Depressionsstation der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, und Horst Mathiowetz, Geschäftsführer des Fördervereins für seelische Gesundheit e.V. ins Gespräch zu kommen.